Endlich die Geburt – mit einem verlängertem Krankenhausaufenthalt

Unser Sonnenschein Elias hat das Licht der Welt erblickt.

Am 6. September gegen 4:30 Uhr morgens begannen so langsam die Wehen, ich wurde unruhig, begann die Wohnung aufzuräumen und zu packen.
André meinte mehrmals, dann sollten wir jetzt mal losfahren… Ich war irgendwie noch nicht ganz fertig, wir weckten dann Noah, zogen ihn an und gegen 6 Uhr fuhren wir los Richtung Klinik.

Angekommen im Kreißsaal begegnete ich meiner Ärztin, sie lächelte mich an und meinte: „Dann klappt es ja doch noch auf diesem Wege.“ Sie freute sich mit mir, aber ihr Dienst war leider zu Ende.
Die Hebamme untersuchte den Muttermund und meinte, es wäre noch etwas Zeit. Also brachte André Noah nach Plauen in den Kindergarten und ich wurde derweil ans CTG angeschlossen. Das Sitzen fiel mir zusehends schwer. André kam zurück und irgendwann rollte die Hebamme dann ein Bett in das Zimmer. Die Wehen wurden stärker und der Kleine wollte genauso wenig ins Becken rutschen, wie Noah damals schon.
Diesmal war es aber meine 2. Geburt und ich versuchte im Vierfüßerstand etwas Bewegung in die Sache zu bringen. Zwischenzeitlich kontrollierte die Hebamme immer wieder den Muttermund. Sie sagte noch, es steht immer noch ein Kaiserschnitt im Raum, untersuchte noch einmal und meinte, ok, das mit dem Kaiserschnitt vergessen wir. Der Muttermund war komplett geöffnet und noch ehe ich es begriff, meinte sie, das wären schon die Presswehen. Parallel betreute sie noch weitere Geburten, war aber bei jeder Wehe zur Stelle, stütze mich und sagte mir, was ich tun sollte. Es wurden dann alle etwas aufgeregter, der Kopf war wohl schon zu sehen und man entschied sich für eine Geburt mit Saugglocke. Also lief ich mit der Hebamme halb nackend über den Gang ins Untersuchungszimmer auf den gynäkologischen Stuhl. André drückte mich bei jeder Wehe mit nach vorn. Jetzt stand wieder ein Kaiserschnitt im Raum, sollte der Kleine nicht bald kommen. Der Arzt war aber zuversichtlich, dass wir es mit der Saugglocke schaffen. Bei der letzten Wehe, bevor der Kopf da war, wollte ich nicht mehr, drückte mich nach hinten, ich konnte nicht mehr. André drückte mich mit aller Kraft nach vorn. Dank ihm kamen wir um einen Kaiserschnitt herum, der Kopf war da, der Rest war ein Kinderspiel.

Um 10:15 Uhr erblickte Elias das Licht der Welt. Der Kleine wurde mir auf die Brust gelegt und wir hatten viel Zeit gemeinsam. Einerseits schön, andererseits lag bzw. saß immer noch auf diesem unbequemen Stuhl und wartete darauf, dass der Arzt den Dammschnitt wieder zusammennähte. Als er dann endlich anfing, meinte ich nur zu ihm: „Ich möchte jetzt gern endlich meine Beine wieder zusammen machen.“

Anschließend wurden wir dann zurück in das CTG Zimmer gebracht und hatten dort sehr viel Zeit zu dritt. Einziger Wehrmutstropfen waren die Abstilltabletten. Zwei Stück gab mir die Hebamme, damit war das Thema erledigt.

Aufgrund der Umstände durften wir nun für die nächsten Tage alle gemeinsam in ein Zimmer, auch Noah durfte mit übernachten. Er liebte und küsste seinen kleinen Bruder vom ersten Augenblick an. Nachts schliefen wir alle miteinander in zwei zusammengeschobenen Krankenhausbetten. Tagsüber war Noah im Kindergarten und wir beobachteten unser kleines zweites Wunder. Er schlief viel und war ein sehr entspanntes Baby.

Gesundheitlich war alles in Ordnung bis zu dem Tage, als er lange nichts trinken wollte und dann etwas erhöhte Temperatur hatte. Anfangs dachten die Ärzte, es wäre der Flüssigkeitsmangel, aber es blieb dabei. Die moderate Temperatur blieb und zur Sicherheit kam er dann auf die Kinderstation, bekam Antiobiotika und wurde an den Tropf gehangen. Ich weinte, mein Kind war weg, ich durfte aufgrund der Blutwerte nicht auf die Kinderstation zwecks Ansteckungsgefahr.
Nachts schlief er oben auf der Kinderstation, tagsüber wurde er zu mir gebracht. Ihn mit den Schläuchen zu sehen tat mir unendlich leid. Anfangs war unklar, was die Ursache für die Temperatur war. Sie untersuchten ihn und gesundheitlich war alles in Ordnung. Es passte irgendwie noch nicht zusammen.
André war abends immer solange bei Elias, bis er schlief. Er lag ganz allein in einem großen Raum und atmete sehr schnell und aufgeregt. André hielt seine Hand, und durch die Nähe beruhigte er sich und schlief irgendwann ein. Ich konnte nichts anderes tun, als unten zu warten. Das war für mich unerträglich, aber es gab keine Möglichkeit, dass ich hoch konnte, es war zu riskant.
André unterhielt sich am zweiten Abend mit dem Kinderarzt, sie redeten über die Chemotherapie und dann kam irgendwie der Stein ins Rollen. Meine behandelnde Ärztin schaute sich daraufhin die Blutwerte genauer an und- die Leukozyten waren abgefallen. Somit fährt der Körper in eine Art Ruhemodus, um sich zu schonen. Nach wenigen Tagen wurde es besser, der kleine Körper hatte es allein geschafft, das Antibiotikum mußte jedoch noch zuende genommen werden.

Ich war unsagbar glücklich, als Elias auch wieder nachts zu uns durfte.

Und dann war ich an der Reihe – Leukozyten im Keller und die Dammnarbe ist wieder aufgegangen, ich konnte kaum sitzen oder Laufen vor Schmerzen. Der eine Arzt meinte, ich solle Sitzbäder machen, der andere meinte, auf keinen Fall Sitzbäder und Wärme, das müsse mit einer Lösung regelmäßig gespült werden. Das war der Moment, wo ich nur noch weinen konnte.
Kurz darauf zur Visite kamen die beiden Ärztinnen, ich wußte gar nichts mehr und war verzweifelt. Ich hatte Schmerzen und konnte kaum sitzen. Die beiden untersuchten mich, beruhigten mich und meinten zu mir, dass ich mir deswegen keine Gedanken machen müsse. Ausdrücklich sagten sie: nicht deswegen! Meine zwei Engel.
Also spülten wir die Wunde morgens und abends bekam ich ein Sitzbad. Langsam wurde auch das wieder gut.
Insgesamt waren wir 11 Tage im Krankenhaus. Ich war so glücklich, als wir endlich entlassen werden konnten. Die Wunde sollte ich zuhause weiter mit klarem Wasser spülen und erst wenn sie komplett verheilt ist, sollte die Chemotherapie dann in Plauen fortgesetzt werden.

Jetzt konnten wir endlich mit unseren zweiten kleinen Sonnenschein nach Hause.