Meine Krebstherapie und der ganz normale Alltag

Am Montag wurde der Port eingesetzt, für mich war es die erste Nacht ohne Noah. Allein im Krankenhaus. Der Kleine hat das super gemeistert. Noch vor dem Urlaub habe ich ihn von heute auf morgen abgestillt. Es waren 2 harte Abende, er hat viel geweint, seitdem kuscheln wir uns abends ganz fest aneinander.

Als ich in den OP geschoben wurde, wurde mir ganz schwindelig. Ich bin hochschwanger und in dieser Schwangerschaft habe ich wirklich Probleme, auf dem Rücken zu liegen. Die OP-Schwestern stellten den OP-Tisch dann so schräg wie möglich ein, so dass ich gerade nicht wieder herunterrutschen konnte. Die OP wurde bei mir nur mit örtlicher Betäubung durchgeführt, ich weiß gar nicht wie oft ich gesagt habe: „jetzt merke ich wieder etwas“, es wurde mehrmals nachgespritzt. Die letzten Stiche haben wir so durchgezogen. Noch einmal wollte er nicht nachspritzen. Der Arzt meinte, meine Muskeln wären an der Stelle ganz schön straff. Es war dieser typische schnöde OP-Saal-Humor.

Am Freitag war nun meine erste Chemotherapie. Ich kam an und wartete im Wartezimmer draußen. Es kamen dann nach und nach mehrere Frauen dazu. Zwei Frauen kamen zur Vertretung nach Rodewisch, da ihre Onkologin in Plauen Urlaub hatte. Sie unterhielten sich ein wenig. Die ältere bewunderte die jüngere für ihre gute Laune, sie hätte das in Plauen schon oft an ihr bemerkt. Die jüngere meinte, sie hat ja keine Wahl, es ist nun einmal wie es ist und da müsse sie nun durch. Sie lässt sich davon nicht die Freude am Leben nehmen. Jetzt erst recht nicht.
Wir gingen dann zu den anderen ins Wartezimmer drinnen. Ich hatte das Gefühl, keiner wußte bzw. ahnte, dass ich gleich mit ihnen im Raum sitzen werde und meine erste Chemotherapie bekomme. Ich war die einzige mit „noch“ echten Haaren – und hochschwanger.
Nach und nach wurden dann alle aufgerufen, wir mußten zuerst zur Blutkontrolle und langsam füllte sich der Raum, wo die Chemo dann statt fand. So langsam schwante den anderen, dass auch ich eine von ihnen bin. Die jüngere von erst setzte sich zu mir und fragte vorsichtig nach. Sie wußte die Antwort ja eigentlich schon, hatte Tränen in den Augen, drückte mich und meinte zu mir, „Das darf es nicht geben…. nicht, wenn man schwanger ist.“
Wir redeten kurz und sie machte mir Mut, wir sind jung, und ich soll mich von Nebenwirkungen anderer nicht beirren lassen, sie wäre fast fertig und hätte kaum Probleme. Diese Frau sollte mir den Weg durch meine Chemotherapie weisen. Sie war einer meiner Engel, die mir so viel Mut und positive Kraft gegeben haben. Leider habe ich sie nur einmal in Plauen ganz kurz wieder gesehen, leider haben wir nie Nummern ausgetauscht…
Ihr bin ich unendlich dankbar, dass sie die erste und damit alle weiteren Chemos für mich so positiv gelenkt hat.
Die Schwestern fragten mich zu Anfang, ob ich lieber allein sitzen möchte, ich meinte: „solange hier keine Totengräberstimmung herrscht“ und verneinte.
Wir hatten an diesem Tag noch tolle Gespräche, es war eher wie eine Art Kaffeekränzchen, man hat geredet, gelacht, manche haben geschlafen, wir haben gut gegessen und getrunken. Alle waren sehr nett. Es waren tolle starke Frauen dabei. Manche habe ich später kurz wieder gesehen. Man hat mitgefiebert und stand sich sehr nahe, obwohl man sich gar nicht kannte.

Danach fühlte ich mich ein wenig wie benebelt – von der Chemo und der guten Stimmung.


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